In den 1980er Jahren mussten Writer mit dem Material arbeiten, das auf dem Markt vorhanden war. In der Regel handelte es sich dabei um Sprühdosen, der Marken „Sparvar“, „Ultra-Color“ oder „Marabu“, die für das Lackieren von Autos oder Heizkörpern bestimmt waren. Auf Beton und Mauerwerk deckten sie teilweise eher schlecht, zudem war es kaum möglich, mit den vorhandenen Sprühköpfen saubere Striche zu ziehen. Es gab jedoch Ausnahmen wie den hochdeckenden Farbton „Hitzerot“ der Marke „Auto-K“, der bald Kultstatus in der Szene erlangte.Doch Not macht erfinderisch – und so fanden die Writer Wege, die vorhandenen Materialien zu optimieren. Sie machten etwa die Entdeckung, dass man mit den Sprühköpfen, die auf den Deos der Marke „Ellen Betrix“ steckten, relativ sauber malen konnte – und entwendeten sie flächendeckend in den Drogeriemärkten. Wer sehr feine Linien sprühen wollte, montierte die Nadel einer Arztspritze vorne aufs Cap. Bei Markern war die Lage etwas anders: Dicke Filzstifte wie der „Edding 800“ waren durchaus brauchbare Tagging-Instrumente, die es in jedem Schreibwarenhandel gab. Und so ziert das historische Markermodell – mit verändertem Label – die Decks dieser Serie als Top-Graphic. Doch auch bei den Markern war „Marke Eigenbau“ oft noch besser. Und so gab es Writer, die mit den Schwämmen in Schuhcreme-Dosen taggten.Ab Mitte der 1990er Jahre begannen Sprühdosenhersteller zu verstehen, dass es einen Markt zu erobern gab – und fingen an, Dosen, Caps und Marker speziell für die Bedarfe von Writern zu entwickeln. Heute, rund 30 Jahre später, macht die Graffiti-Industrie Millionenumsätze mit hochgradig spezialisierten Produkten. Doch mit dem stetig wachsenden Sortiment geht möglicherweise auch etwas verloren. Denn gerade der Mangel weckte den Erfindergeist der Writer der 1980er Jahre. Und so stehen die Sprühdosen und Marker auf diesem Foto auch für eine Zeit, in der die Welt von Kindern und Jugendlichen mehr als heute von Improvisation geprägt war.Graphics: Motiv CANS, plus Top-Graphic. Inkl. Sticker und 4-seitiger Info-Klappkarte in A5.Open Edition.